Rom war eine Reise wert

In freudiger Erwartung was alles auf uns zukommt bestiegen wir am Vatertag – 41 aktive Musikerinnen und Musiker und 10 Begleitpersonen, also insgesamt 51 Mitglieder der Musikkapelle Gelting – den Bus unseres Reiseunternehmens Josef Kalb aus Dorfen und starteten pünktlich um 6:30 Uhr am Bürgerhaus in Pliening gegen Süden. Anlass und Ziel war eine Einladung des Festrings München an der Musikanten- und Trachtenwallfahrt nach Rom mit Gottesdienstgestaltung im Petersdom sowie der Teilnahme an der großen Parade zum Petersplatz mit anschließender Teilnahme des Angelus Gebetes von Papst Franziskus anlässlich 100 Jahre Patrona Bavariae teilzunehmen. Nach einer rd. 14-stündigen Fahrt, natürlich unterbrochen mit entsprechenden Stärkungspausen, erreichten wir unser Domizil in Rom. Nach dem Bezug der Zimmer war ein gemeinsames Abendessen im Ristorante Schiavi d’Abruzzo vorgesehen und sehnsüchtig erwartet. Hier wurden wir mit italienischen Spezialitäten wie Bruschetta mit Mozarella und Tomaten, mit frittierten Kroketten und Gemüsebällchen sowie mit Pizza nach freier Wahl und einer gewöhnungsbedürftigen Nachspeise verwöhnt. Spätestens um 23:30 Uhr mussten wir in unserer „Casa Regina Pacis“ sein, was nach diesem langen Tag für jeden eine Erleichterung war. Am nächsten Tag erwartete uns ein volles Programm. 

Das Frühstück das für italienische Verhältnisse gut und reichlich war, stellte uns mit der Versorgung von Kaffee auf eine Geduldsprobe. Es stand nur ein Automat zur Verfügung der dem Ansturm unserer Musiker nicht gerecht wurde. Es bildete sich immer wieder eine lange Schlange davor. Aber letztendlich kam jeder zu seinem Kaffee. Unser erster Anlaufpunkt am Freitagmorgen war die Katakombe Domitilla. Am Rande von Rom erstrecken sich die Domitilla-Katakomben. Ein Rundgang durch diese – geführt von einer fachkundigen Führerin – leitete uns Besucher an den verschiedenen Grab-Arten vorbei. Die oft engen und dunklen Gänge wirkten mystisch. 

Am Nachmittag stand dann der erste Höhepunkt auf dem Programm – Einzug der teilnehmenden vier Musikkapellen, sieben Spielmanns- und Fanfarenzüge sowie der unterschiedlichsten Trachten- und Volkstanzgruppen vom Petersplatz aus in den Dom um den Eröffnungsgottesdienst für diese Sternwallfahrt gemeinsam zu feiern. Begrüßt wurden wir von S.E. Kardinal Angelo Comastri, dem Erzpriester von St. Peter und Generalvikar des Papstes für den Vatikanstaat. Den von den Musikkapellen und Spielmanns- und Fanfarenzügen gestaltete Festgottesdienst, unter dem Dirigat von Thomas Kindl, dem Referenten für musikalische Ausbildung und Qualitätskurse im Musikbund von Ober- und Niederbayern, zelebrierte der Rektor der deutschen Nationalkirche S. Maria dell’Anima Dr. Franz Xaver Brandmayr. Der Einzug und der Auszug unserer Musikkapelle Gelting, aber auch für die anderen Beteiligten wird für jeden ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Anschließend trafen sich alle Beteiligte in einem wundervollen Ambiente, im Restaurant La Carovana, zur „so genannten Pastaparty“. Hier spielten dann die verschiedenen Gruppen zur Unterhaltung auf. Wie konnte es auch anders sein, den Beginn machte die Musikkapelle Gelting mit ihrem Dirigenten Günther Schuler jun.. Motiviert durch die schmissigen Weisen gesellten sich dann spontan die Musiker der Stadtkapelle Donauwörth dazu und verstärkten die Geltinger Musiker. Aber auch Spielmanns- und Fanfarenzüge traten auf und belebten den musikalisch erlebnisreichen Abend. Der Veranstalter bot sogar noch ein Duo der italienischen Operetten/Opernbühne auf die uns den Abend mit bekannten italienischen Arien verwöhnten. All zu früh mussten wir dann aber das gastliche Ambiente verlassen. Zusammen mit den Musikerinnen und Musikern der Stadtkapelle Donauwörth waren dann aber doch die Letzten. Wir mussten ja pünktlich in unserem christlichen Hause einpassieren.

Der nächste Tag war der Engelsburg gewidmet. Ursprünglich als Grabmahl für den Kaiser gedacht, verwandelte sich die Engelsburg in eine Festung und anschließend in einen Kerker. Seit einigen Jahren dient sie als Museum. Es beherbergt eine große Waffensammlung und interessante Ausstellungsstücke zur Geschichte der Burg. Wir gingen durch den spiralförmigen Gang zur Grabkammer und konnten die Verliese besichtigen, in denen unter anderem zahlreiche Päpste umgebracht wurden. Das Gebäude ist riesig und der Blick von den einzelnen Fenstern und von den Terrassen herrlich. Die Brücke Ponte Sant Angelo ist geschmückt mit verschiedenen Engelsfiguren, was die Brücke zu einer der schönsten Roms macht. 

Im Anschluß daran schlenderten wir ausgiebig durch die Straßen Roms und nutzten die Gelegenheit auch mal Zeit zu nehmen, für ein Bier bzw. gutes italienisches Eis. Am Spätnachmittag mussten sich die Musiker dann wiederum an der Engelsburg einfinden und bereit machen für die große Parade, der „Grande Parata zu Ehren der Patrona Bavariea“. Farbenprächtig und mit lautstarken und unterschiedlichsten Musikstücken zogen die rd. 1000 Teilnehmer zum Petersplatz. Sie stellten sich auf dem Piazza Pio XII zum Gemeinschaftschor auf. Dort dirigierte Thomas Kindel die Bayern- und Europahymne. 

Nach der Parade traten dann die etwas gestressten Mitfahrer und Jugendliche die Rückfahrt in die Unterkunft an. Der Rest der Gruppe machte sich mit unserem Reiseführer Mathias, einem ehemaligen Schweizer Gardisten, zu einem Spaziergang entlang des Tibers auf. Diese Reise endete in einem ausgesprochen guten Restaurant. Dort wurden wir bestens mit Parmaschinken, Mozzarella und unterschiedlichsten Nudelgerichten versorgt. Dabei durften ein bzw. mehrere frische Biere bzw. Wein nicht fehlen. Allzu schnell verging der Abend und wir mussten uns auf die Heimfahrt machen. So konnten wir die öffentlichen Verkehrsmittel – Straßenbahn und Bus – nutzen und erleben. Auf unserer Heimfahrt kamen wir auch am Monument "Vittoriano" an der Piazza Venezia vorbei. Dieser Platz liegt ziemlich genau in der Mitte Roms und ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Im Süden wird er überragt vom Vittoriano. Dieses Monument wurde für König Vittorio Emanuele II errichtet und gilt auch als Denkmal für die Unbekannten Soldaten. 

Wie kaum an einem anderen Ort als in Rom gilt das Sprichwort „Morgenstund hat Gold im Mund“. So lohnte es sich wirklich, möglichst frühzeitig aufzubrechen, um den  HYPERLINK "https://www.freudenthal.biz/rom/vatikan/petersdom-i/" \o "Besuch in der Vatikanstadt" \t "_self" Petersdom zu besichtigen. Denn alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt werden ab dem späten Vormittag förmlich überrannt. Wartezeiten von zwei bis drei Stunden oder völlig überlaufene Plätze stehen daher an sonnigen Tagen an der Tagesordnung. So starteten wir sehr zeitig, nachdem wir die Koffer verladen hatten und den Ordensschwestern des „Casa Regina Pacis“ als kleines Dankeschön ein Ständchen spielten zum Besuch der Peterskirche. Bevor wir jedoch aus dem Parkplatz unserer Casa ausfuhren, obwohl unser Busdriver Bernie ein sehr versierter Fahrer ist, mussten wir immer wieder italienische Fahrzeuge auf die Seite heben. 

Die eigentliche Bischofskirche des Papstes und damit die erste Kirche in der Hierarchie der katholischen Kirche ist die Lateranbasilika. Der Petersdom ist trotzdem das wichtigste Pilgerziel und die größte und schönste Kirche Roms und eine der größten Gotteshäuser des Christentums. Das Innere ist riesig und prächtig gestaltet. Ein Muss war für uns der Aufstieg auf die Kuppel. Die Benutzung des Lifts war für die meisten von uns nicht erforderlich, da der damit "gesparte" Weg nur aus wenigen Treppen besteht, die leicht zu bewältigen sind. Interessant ist dann aber der Rest des Weges, denn der Aufstieg ist steil und z. T. kann man sich nur gebückt vorwärts bewegen. Zwischendrin hat man die Möglichkeit, auf dem Dach spazieren zu gehen oder in das Innere der Kirche zu sehen. Doch unvergleichlich ist der Blick von der Kuppel auf den Petersplatz und darüber hinaus! Steht man erst einmal auf der Kuppel und blickt man in den Vatikan-Staat hinein, sieht man, was es dort alles gibt: eine eigene Eisenbahn mit eigenem Bahnhof, eine eigene Tankstelle, viele schöne Wohnhäuser, ein Hubschrauberlandeplatz und vieles, vieles mehr. Wieder unten angekommen und wichtige Erläuterungen zum Petersdom erhalten von unserem Reiseführer, war es Zeit sich auf das Angelus-Gebet mit dem Heiligen Vater vorzubereiten. Pünktlich um 12:00 Uhr öffnete sich das Fenster und Papst Franziskus trat unter tosendem Beifall an das Fenster. Der Heilige Vater hat in seinen einführenden Worten der Opfer der Anschläge von Ägypten und Manchester gedacht. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz nannte er die am Freitag erschossenen koptischen Pilger "mutige Zeugen" ihres Glaubens. Sie seien wegen ihrer Weigerung getötet worden, dem Christentum abzuschwören. Zugleich bekundete Franziskus seine Nähe zu den Angehörigen derjenigen, die am Montag in Manchester ums Leben kamen.

Papst Franziskus hat die Christen aufgerufen, ihren Glauben "mit Begeisterung und Mut" zu leben. Die Kirche existiere für die Glaubensverkündigung. "Die Kirche sind wir alle, die getauft sind", fügte er hinzu. Den Auftrag Jesu, der Welt das Evangelium zu bringen, nannte er eine "ungeheure Aufgabe" und zugleich "die größte Ehre" jedes Getauften. Die Christen müssten sich bewusst sein, dass ihre Mission nicht in erster Linie von ihren eigenen Kräften, organisatorischen Möglichkeiten und menschlichen Ressourcen abhänge, so der Papst. Die Gegenwart Jesu bringe "Stärke in den Verfolgungen, Trost im Leid, Halt in Schwierigkeiten".

In seinen Grüßen an die Pilgergruppen aus der ganzen Welt hob Franziskus die bayerische Abordnung der Musikkapellen, Fanfaren- und Spielmannszüge sowie die Trachtenverbände hervor, die zur 100-Jahr-Feier der Gottesmutter als Patronin Bayerns nach Rom gereist waren. Die anwesenden Musikkapellen antworteten ihm mit einer Strophe des Kirchenlieds "Großer Gott, wir loben dich". Bereits zuvor spielten sie gemeinsam, wieder unter dem Dirigat von Thomas Kindel, „Segne du Maria“. Papst Franziskus dankte mit freundlichem Applaus. Leider konnten wir seine Ansprache nicht mitverfolgen, da er nicht Deutsch gesprochen hat.

Bevor wir Rom verließen, konnten wir noch kleinere Eindrücke der Stadt erhaschen und viele Eindrücke mit Nachhause mitnehmen. So sahen wir noch das Kolosseum, das Monumento Vittorio Emanuele II, die Lateranbasilika, die Engelsburg, den Circus Maximus, die Pyramide und vieles, vieles andere mehr. 

So vergingen im Nu die vier Tage. Wir hätten sicher noch eine Woche brauchen können um alles zu sehen und zu erleben. Aber wir konnten in der uns zur Verfügung stehenden Zeit viel Erfreuliches und Schönes erleben, das lange nachwirken und nicht so schnell vergessen sein wird. Auf der Rückfahrt bedankte sich unser zweiter Vorsitzender, Schorsch Eberhart, bei unserer ersten Vorsitzenden Anke Hierl für die sehr gute und umfangreiche Vorarbeit und überreichte ihr als kleines Dankeschön ein Musikerkrügerl. Wohlbehalten und zufrieden mit dem Gesehen und Mitgemachten schloss sich der Kreis und wir kamen gesund und wohlbehalten so gegen 2:30 Uhr in Pliening an.

Georg Rittler
Schriftführer

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